Menschen überschätzen häufig ihre eigene Leistung und unterschätzen den eigenen Anteil an ihrer unbefriedigenden Jobsituation – diese Beobachtung beschreibt der Harvard Business Manager in seiner Meta-Studie als vierten der fünf häufigsten Fehler beim Jobwechsel. Die eigene Selbstüberschätzung führe dann zu Problemen beim Jobwechsel durch überzogene Erwartungen und unrealistische Vorstellungen, die sich zum Beispiel in zu hohen Gehaltsvorstellungen oder in der Bewerbung auf Stellenangebote mit zu viel Verantwortung niederschlagen. So beginnt laut Harvard Business Manager eine Spirale von Misserfolgen, die den Frust und die Unzufriedenheit im Berufsleben immer weiter steigern.

Zu große Bescheidenheit ebenso hinderlich wie Selbstüberschätzung

Aus unseren eigenen jahrelangen Coaching-Erfahrungen mit Menschen in beruflichen Veränderungssituationen können wir diese Einschätzung allerdings nur teilweise bestätigen. Denn mindestens ebenso häufig wie Menschen, die ihre eigenen Kompetenzen überschätzen begegnen uns im Jobcoaching Menschen, die sich und ihre Fähigkeiten chronisch unterschätzen. Immer wieder arbeiten wir mit Coachees, die sich gar nicht bewusst sind, wie gut sie bestimmte Dinge beherrschen oder wie gefragt bestimmte Talente am Arbeitsmarkt sind, die sie vielleicht als selbstverständlich erachten und gar nicht mehr bewusst als Kompetenz wahrnehmen.

Absolut einverstanden sind wir allerdings mit der Einschätzung der Studienautoren, dass die falsche Selbsteinschätzung häufig zum Hindernis für bei der beruflichen Weiterentwicklung wird. Denn ganz egal, ob man die eigenen Fähigkeiten über- oder unterschätzt – um den richtigen Job zu finden, der zu einem passt, ist beides gleichermaßen unvorteilhaft.

Objektive Selbsteinschätzung fällt schwer

Eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Jobwechsel und für dauerhafte berufliche Zufriedenheit ist demnach eine möglichst realistische Einschätzung der eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten. Sich selbst objektiv zu beurteilen, fällt aber sehr vielen Menschen schwer. Wir möchten daher im Folgenden einige Tipps geben, die Ihnen dabei helfen sollen.

So gelingt die realistische Selbsteinschätzung

  1. Holen Sie sich Feedback ein.

Und zwar nicht nur vom Chef. Fragen Sie doch einfach mal Ihre Kolleg:innen und vor allem auch Freunde und Familie, was die für Ihre besonderen Stärken und Schwächen halten. Und bitten Sie um absolute Offenheit und Ehrlichkeit. Sie werden wahrscheinlich überrascht sein, welche Einschätzungen Sie gespiegelt bekommen. Denn Selbstbild und Fremdbild weichen häufig doch deutlich voneinander ab. Und gerade diese Diskrepanzen sind es, die gute Denkanstöße geben können, um sich selbst in einem objektiveren Licht zu betrachten.

  1. Nehmen Sie Tools zur Hilfe.

Es gibt im Netz zahlreiche kostenpflichtige wie kostenfreie Fragebögen, Checklisten oder Tests, die dabei helfen sollen, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten objektiver einzuschätzen. Wir möchten an dieser Stelle keine speziellen Tools empfehlen, denn nicht alle passen für jede:n gleichermaßen gut. Aber probieren Sie doch einfach mal einige dieser Hilfsmittel aus und schauen Sie, wie Sie damit zurechtkommen. Allein schon die geleitete Beschäftigung mit diesen Fragestellungen wird Ihnen sicherlich wertvolle Denkanstöße geben.

  1. Gehen Sie analytisch vor.

Vielen Menschen hilft es, bei der Sammlung ihrer eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten geordnet und strukturiert vorzugehen. Ein bewährtes Tool aus dem Jobcoaching ist zu diesem Zweck der sog. `Kompetenz-Check-Up´. In einer Liste werden zunächst Fachkompetenzen (berufs-/fachbezogene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten), Methodenkompetenzen (vom Fach unabhängig einsetzbare Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es ermöglichen, neue und komplexe Aufgaben und Probleme selbstständig und flexibel zu bewältigen) und Sozialkompetenzen (auf den Umgang mit anderen Menschen bezogen) gesammelt und anschließend nach einem vorher definierten Schema bewertet.

  1. Lassen Sie sich professionell begleiten.

Die Beschäftigung mit Stärken und Kompetenzen, aber auch mit Entwicklungsfeldern und `blinden Flecken´ ist Bestandteil von nahezu jedem professionellen Jobcoaching oder Karrierecoaching. Denn Kompetenzen sind neben Zielen, Erfahrungen, Werten und Persönlichkeitsfaktoren ein zentraler Faktor im sog. `Profiling´. Um herauszufinden, welcher Job zu Ihnen passt und wie ein sinnvoller nächster Karriereschritt aussehen könnte, sind ihre Fähigkeiten von großer Relevanz. Erfahrene Coaches wissen, wie schwer es den meisten Menschen fällt, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und werden Sie mithilfe verschiedener Methoden und Fragetechniken bei dieser Aufgabe begleiten. Als unbeteiligte und fremde Person kann der Coach sich zudem im Lauf der Zusammenarbeit ein ganz objektives Bild von Ihnen machen und Ihnen sein Fremdbild als ehrliches Feedback übermitteln. Ein professionelles Jobcoaching kann aus diesen Gründen gerade für eine realistische Selbsteinschätzung eine sehr große Hilfestellung sein. Sprechen Sie uns gern an, wenn Sie Interesse haben, mit einem unserer Coaches ein Erstgespräch zu diesem Thema zu führen.

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