In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Immer mehr Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, die Produktivität und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu steigern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In unserer Blog-Serie zu „New Work Trends“ nehmen wir diese Entwicklungen genauer unter die Lupe. Der heutige Beitrag befasst sich mit einer Idee, die in diesem Zusammenhang immer häufiger diskutiert wird: die Reduzierung der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit der Mitarbeiter:innen, zum Beispiel durch die Einführung der 4-Tage-Woche oder des 5-Stunden-Tags.

Aktuelle Studienergebnisse belegen positive Effekte der 4-Tage Woche

Die Ergebnisse eines Pilotprojekts aus Großbritannien lassen gerade Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen überall auf der Welt aufhorchen: 61 Unternehmen verschiedener Branchen hatten über ein halbes Jahr die Vier-Tage-Woche bei vollem Gehalt eingeführt. Nach Ablauf der 6-monatigen Pilotphase haben sich 56 der 61 Unternehmen entschieden, das neue Arbeitszeitmodell dauerhaft beizubehalten. Denn die Ergebnisse sind durchweg positiv: Die Krankheitstage gingen während des Testzeitraums um rund zwei Drittel (65 Prozent) zurück und die Zahl der Angestellten, die in dieser Zeit das Unternehmen verließen, fiel um mehr als die Hälfte (57 Prozent). Rund vier von zehn Beschäftigten gaben an, sich weniger gestresst zu fühlen als vor Beginn des Projektes. Und auch eine Produktivitätssteigerung der Mitarbeiter:innen ließ sich beobachten, die die Verkürzung der Arbeitszeit mindestens ausgleicht.

Die aktuellen Ergebnisse aus Großbritannien sind nicht überraschend, sondern bestätigen, was auch diverse andere Studien und Umfragen, die die Auswirkungen der 4-Tage-Woche untersuchen, belegen: Eine Studie des neuseeländischen Unternehmens Perpetual Guardian, das die 4-Tage-Woche implementiert hat, zeigte bspw., dass die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter um 24% gestiegen und ihr Stresslevel um 7% gesunken ist. Die Produktivität des Unternehmens stieg um 20%, obwohl die Mitarbeiter 20% weniger Arbeitszeit hatten. Eine Studie von Microsoft Japan ergab, dass die Umstellung auf die 4-Tage-Woche die Produktivität sogar um 40% steigerte und die Energiekosten um 23% reduzierte.

Von der Verkürzung der Arbeitszeit können Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber profitieren

Die Idee hinter der 4-Tage-Woche ist einfach: Arbeitnehmer arbeiten nur an vier Tagen in der Woche und haben drei Tage frei. Die Idee hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, da sie eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht und Arbeitnehmer:innen mehr Zeit für ihr Privatleben gibt, was zu einer höheren Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter führt. Viele Studien haben gezeigt, dass überarbeitete Mitarbeiter:innen anfälliger für Burnout und Stress sind, was sich negativ auf ihre Produktivität und Gesundheit auswirken kann. Durch die Einführung von kürzeren Arbeitszeiten können Arbeitnehmer:innen ihre Arbeit besser mit ihrem Leben in Einklang bringen und haben mehr arbeitsfreie Zeit für ihre Familie, Freunde oder Hobbys. Dies kann wiederum zu einer höheren Arbeitsmotivation und einem besseren Arbeitsverhalten und somit zu einer Produktivitätssteigerung für das Unternehmen führen.

Darüber hinaus können Unternehmen von der Einführung der 4-Tage-Woche profitieren, indem sie ihre Mitarbeiter:innen länger halten und neue Talente anziehen. Eine verbesserte Work-Life-Balance kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter:innen länger bei einem Unternehmen bleiben, was wiederum die Kosten für die Einstellung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen senken kann. Auch die Einstellung neuer Mitarbeiter:innen wird dadurch erleichtert, da ein flexibles Arbeitszeitmodell ein wichtiger Faktor sein kann, wenn sich Arbeitnehmer:innen für eine bestimmte Stelle entscheiden.

Ist der 8-Stunden-Arbeitstag ein Auslaufmodell?

Ähnliche Effekte wie mit der Reduktion der wöchentlichen Arbeitstage lassen sich auch mit einer Verkürzung der täglichen Arbeitszeit erreichen. Gerade in Berufen, die viel Konzentration erfordern, werden Meinungen lauter, die den 8-Stunden-Arbeitstag für nicht mehr zeitgemäß halten, da er nicht an die natürlichen Kapazitäten und Bedürfnisse des Menschen angepasst ist.

Verschiedene Studien bestätigen, dass wir Menschen maximal 5 Stunden am Stück dazu in der Lage sind, uns vollständig auf eine Sache zu konzentrieren. Diese Erkenntnis haben erste Unternehmen zum Anlass genommen, ihre Mitarbeiter:innen nur noch fünf Stunden pro Tag arbeiten zu lassen, anstatt der traditionellen acht Stunden – bei gleichem Gehalt. Auch hier ist das primäre Ziel, durch mehr arbeitsfreie Zeit die Zufriedenheit, Gesundheit und Produktivität der Arbeitnehmer:innen zu steigern. Erste Tests von Unternehmen wie Toyota, Microsoft oder auch der Bielefelder Agentur Rheingans lieferten überwiegend positive Ergebnisse, darunter eine deutliche Steigerung der Produktivität.

Fazit

Neue Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage-Woche oder der 5-Stunden-Tag können viele Vorteile für beide Seiten mit sich bringen. Es ist jedoch wichtig, dass Unternehmen und Arbeitnehmer:innen sorgfältig darüber nachdenken, ob diese Arbeitszeitmodelle für sie geeignet sind. Einige Branchen und Unternehmen sind möglicherweise besser geeignet als andere, um flexible Arbeitszeiten zu implementieren. Bei einigen Arbeitnehmer:innen könnte die Reduktion der Arbeitszeit auch den umgekehrten Effekt haben und in der verbleibenden Arbeitszeit für noch mehr Zeitdruck und Stress sorgen. Die Vor- und Nachteile sollten daher immer individuell abgewogen und die für alle Beteiligten am besten passende Lösung angestrebt werden.

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